Die Vierteljahreschrift STIL ist Organ der Sektionen für Schöne Wissenschaften, Bildende Künste, Redende und Musizierende Künste der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, Goetheanum, und erscheint im Verlag am Goetheanum, Dornach/Schweiz.
Mit der Michaeli-Ausgabe 2020 «Aufbruch ins Ungewisse – Kunstschaffen im Zeichen von Corona» begann für den STIL gestalterisch, inhaltlich und mit einer neu zusammengesetzten Redaktion eine neue Ära. Die Neuausrichtung gewährt Einblick in die aktuelle Arbeit und Forschung der Sektionen für Bildende Künste und Schöne Wissenschaften und behält gleichzeitig den weiten thematischen Horizont und die exzellenten Fachbeiträge bei. Jede Ausgabe zeichnet sich durch einen charakteristischen Schwerpunkt aus.
Ostern 2025
Rudolf Steiner heute? Wo begegnet mir diese Individualität und wie mache ich mich dafür bereit, dass sie mir begegnen kann? Siebenundzwanzig Menschen haben sich auf die Suche begeben. Siebenundzwanzig unverwechselbare Miniaturen sind entstanden. Sie zeigen auf sehr unterschiedliche Weise, dass Rudolf Steiner lebt, wenn seine Anregungen, Gedanken und Inspirationen aus der jeweiligen Geistes-Gegenwart heraus weitergedacht werden –wenn sie die Herzen berühren und Handlungen bestimmen. Jeder Blick geht dabei von der individuellen biographischen Lebenssituation aus, die zugleich mit gesellschaftlichen Fragen verknüpft ist. Deutlich wird dabei, wie vielfältig und wegweisend Rudolf Steiner Menschen in Wirtschaft, Politik, Naturwissenschaft, Astronomie, Medizin, Psychologie, Pädagogik, Philosophie, Religion, Kunst und Literatur inspiriert.
Weihnachten 2024
Die aktuelle Ausgabe des STIL widmet sich den Sinnen. Durch sie als Schwellenorgane erleben wir uns selbst, den anderen Menschen und die Welt. Es sind unsere Leibes-Fenster, durch die das jenseits der Grenze Liegende sich aussprechen kann. Die Sinne sind uns geschenkt mit unserer Leiblichkeit, und doch müssen sie erst entwickelt, gepflegt und verfeinert werden. In einer Welt, in der eine der Hauptbestrebungen darin liegt, den Menschen von seinem Körper zu befreien und Teile desselben immer mehr zu ersetzen, ist die Erkenntnis von der Bedeutung der Sinne für die menschliche Entwicklung existenziell. Die Texte der vorliegenden Ausgabe widmen sich diesen Fragen, wobei der Schwerpunkt auf dem Verständnis der sogenannten oberen Sinne liegt – dem Sprachsinn, Gedankensinn und dem Ichsinn. Im Ichsinn strömen alle Sinne zusammen. Er ist das Licht, das durch das Fenster hereindringt, aber auch herausdringt und zugleich an der Schwelle sich selbst entfaltet.
Michaeli 2024
Das aktuelle Heft ist den alten Mysterien sowie einem Ausblick auf neue Mysterien gewidmet. Die Beiträge sind aus einer Vortragsreihe entstanden, die im Frühjahr 2024 im Rahmen der Sektion für Schöne Wissenschaften am Goetheanum stattfand. Auch die Beiträge über Novalis, Christo und Jeanne-Claude sowie über Georgien führen das Thema in unterschiedlicher Weise weiter. Es wird erlebbar, dass in einer Zeit, in der die Kultur beinahe in der Technisierung und dem Materialismus unterzugehen droht, die alten Mysterien uns dazu aufrufen, auf einer neuen Ebene wiedererinnert und neu ergriffen zu werden.
Johanni 2024
Die Metamorphose des Schöpferischen ist das Leitmotiv dieser Ausgabe – wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise. Mohamed Sleiman Labat, aufgewachsen in der algerischen Westsahara im Flüchtlingscamp, gehört zu den Menschen, die versuchen, Kunst unter extremsten Bedingungen zu schaffen. Es ist eine Kunst, die sich nicht in ressourcenverschleißenden Materialschlachten durch aufwändige Installationen verausgabt, sondern die allein für den Menschen da ist, im Erzählen von Geschichten oder in der Zuwendung zur Erde durch Gärten und Felder. Kunst ist Herzensarbeit von Mensch zu Mensch.
Kafka hingegen ist schreibend den Verwandlungsprozessen nachgegangen. In den antiken Mysterienstätten wie Samothrake und Ephesos wurde aus dem Wort und der Erkenntnis durch das Wort geschöpft. In Beiträgen zu den Farbwirkungen wird gezeigt, wie der Mensch zu einer Verbindung mit geistigen Realitäten durchstoßen kann, während die Ausführungen zu Architektur vor Augen führen, wie der Mensch gerade über das Raumerleben neue Wahrnehmungsorgane ausbilden kann.
Jede Kunst birgt in sich einen Abgrund – durch jegliches künstlerisches Schaffen ist der Mensch aufgefordert, durch diesen hindurchzugehen. Es sind Todesprozesse, die ihn verwandelt ins Leben zurückführen.
Ostern 2024
Dort, wo die Realität des Grals berührt wird, tut sich ein Geheimnis auf, das mit Worten nicht fassbar ist. Es liegt in der Natur des Grals, dass er in mannigfaltiger Gestalt erscheint und beinahe alle Natur- und Geistbereiche vom Irdischen bis ins höchste Geistige umfasst. Jedes Bild des Grals, das uns in den verschiedenen Darstellungen und Epen geschildert wird, kann daher als eine Annäherung an eine unbeschreibbare und unaussprechliche Wirklichkeit empfunden werden.
Was sich in den Gralserzählungen im Kleide mittelalterlicher Bilder in der Entwicklung der Protagonisten an seelisch-geistigen Prozessen verfolgen lässt, nimmt die in Rudolf Steiners Hauptwerk Die Geheimwissenschaft im Umriss beschriebenen Entwicklungen im Bilde vorweg und ist von der Fragestellung höchst modern und aktuell, wenn wir verstehen, die Bildsprache und die in ihr sich ausdrückenden Botschaften zu entschlüsseln. Die Anthroposophie hilft gleichsam, die inneren Tiefenschichten der Gralserzählungen freizulegen und sie in ihrer Aktualität fruchtbar zu machen.
Fünf der hier versammelten Aufsätze zur Gralsthematik sind aus Vorträgen während der internationalen Pfingsttagung 2023, «Parzivals Suche nach dem Gral», hervorgegangen.
Weihnachten 2023
«Ich möchte, was mir als Anthroposophie vorschwebt, am liebsten Goetheanismus nennen», notiert Rudolf Steiner in einem Manuskriptentwurf von 1917. Anthroposophie als Goetheanismus meint nicht, Goethes Anschauen der Welt, der Luft und der Farben, der Mineralien, Pflanzen, Tiere und des Menschen einfach zu wiederholen und bei ihm stehen zu bleiben. Vielmehr geht es darum, sich mit Goethes Vorstellungsart lebendig zu durchdringen und sie sich so zu eigen zu machen, dass deren Keime auf seelisch-geistigem Gebiet Wurzeln schlagen und sich immer weiter fortentwickeln können. So bildet Rudolf Steiners Beschäftigung mit Goethes Weltanschauung zwar den Abschluss seiner langjährigen Forschungen zu Goethe, ist aber zugleich die Grundlage der anthroposophischen Geisteswissenschaft.
Die Beiträge dieser Ausgabe gehen zum großen Teil auf die Studientagung zu «Goethes Weltanschauung» im April 2023 zurück. Thematisch orientieren sie sich an den unterschiedlichen Kapiteln und zeugen gleichzeitig davon, dass ihre Verfasser die Forderung Rudolf Steiners, die eigene Persönlichkeit nicht beiseite zu lassen, ernst genommen haben.
Michaeli 2023
Womit uns die Herausforderung Technik konfrontiert, versuchen die ersten sechs Beiträge auszuloten und mögliche Umgangsformen mit unserer immer technischer werdenden Lebenswelt aufzuzeigen. Eindrücklich sind die Schilderungen des ungarischen Literaturpreisträgers Imre Kertesz, der über die Tatsache nachdenkt, dass Gesellschaften seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts immer ausschließlicher das Leben in von Organisation geprägten Formen gestalten. Es handelt sich dabei um «eng umrissene, geschlossene Lebens-, Interessens- und Geistesgemeinschaften, in denen sich das Leben des modernen Menschen wie in einem gut isolierten Glaskolben abspielt». Die damit entwickelten Formen führen dazu, dass sich der Mensch sowohl von der Natur als von sich selbst entfernt und einen Sinn- und Wirklichkeitsverlust erleidet.
Ein künstlerisches Gegengewicht zu den Beiträgen bilden die kraftvollen Werke des Bildhauers Peter Goehlen. Drei weitere Beiträge zur Kunst, ein Interview mit der Eisenplastikerin FEROSE, ein Essay über die vielfach falsch übermittelte Begegnung von Hilma af Klint mit Rudolf Steiner sowie ein Nachruf auf die finnische Komponistin Kaja Sariaho schließen den Bogen.
Johanni 2023
Im Gespräch-Sein und sich selbst und dem anderen begegnen durch die Kunst, ist der Themenschwerpunkt der Johanni-Ausgabe des STIL. Thanassis Lambrou, der griechische Dichter und Philosoph, folgt den Spuren Hölderlins, Celans und Rilkes und zeigt, was wahrhafte Kunst sein kann und wie sie zu innerer Verwandlung führt. Bruce Donehower und Fritz Wefelmeyer bringen Shakespeare und Novalis wie Goethe und Keats in ein Gespräch, Christine Gruwez nimmt die Denkfäden des iranischen Philosophen Mehdi Hairi Yazdi auf und entwickelt, was Denken im Licht und in Anwesenheit des Geistes bedeutet. Heinz Mosmann und Michael Kurtz zeigen anhand russischer und deutscher Autoren, wie Literatur eine Brücke der Verständigung zwischen den Menschen bilden kann. Und Marica Bodrožić, mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin aus Berlin, schaut dem Krieg mit ihren Worten ins Gesicht. Auch sie wendet sich nicht ab, sondern folgt ihrem inneren Licht. Die Ausgabe schließt mit einem Beitrag von Alexander Schaumann über die kleine Kuppel des ersten Goetheanum und einem Porträt von Walter Kugler über den Maler Hermann Linde, dessen 100. Todestag sich in diesem Jahr jährt.
Ostern 2023
Sprache und Göttliches wurden in allen Mythen als eines gedacht. Menschensprache war Göttersprache und umgekehrt. Heute sind uns die Götter fern gerückt und Sprache dient der Information und Kommunikation. Notwendig ist diese Art von Sprache gewiss, eine Erkenntnisfunktion, in der eine elementare, vollmenschlich erlebte Erfahrung liegt, enthält sie allerdings nicht. Erkenntnis kann hingegen durch die poetische Sprache erfolgen, die in ihrer Bildlichkeit und weiter durch ihren Klang und Rhythmus auf die Innenseite unserer Wirklichkeit führt. Sie zeigt uns dann den Weg zu dem verlorenen Wort.
Die Frühjahrsausgabe des STIL enthält Beiträge, die sich alle mit dem Thema von Literatur und Religion beschäftigen: Sie reichen von biblischen Texten über iranische Lyrik bis hin zu Texten von Christian Morgenstern, Simone Weil, Paul Celan und Patrick Roth. Man könnte sagen, sie kreisen alle um einen zentralen Satz von Emmanuel Levinas: «Das Wesen des Wortes ist Gebet.» Diesen Satz wahr werden zu lassen, ist unsere Zukunftsaufgabe und Hoffnung in einer Welt des Krieges. Die Bilder der Schweizer Malerin Marianne Wachberger legen hierfür eine weitere Spur.
Weihnachten 2022
«Es braucht einen Raum zwischen dem Alten und dem Neuen, und das ist das Nichts […], in dem wir nicht wissen, wer wir sein werden, wenn wir auf der anderen Seite ankommen. Das Nichts ist nicht die Leere. Denn anders als diese arbeitet das Nichts mit, wenn wir schöpferisch tätig sind. In ihm ereignet sich etwas, das vorerst nicht sichtbar ist.» Die Autorin Marica Bodrožić beschreibt so ihren subjektiven Zugang zu dem Raum, wo Kunst wurzelt. Gerade in unserer zunehmend durch Technik und Digitalisierung bestimmten Welt stellt sich drängend die Frage nach dem Schöpferischen des Menschen. Die Frage nach der inneren Natur der Schöpfungsprozesse wird zu einer existenziellen, das tiefste Menschliche betreffenden. Die «Schöpfung aus dem Nichts» ist hier das Zünglein an der Waage, die Menschliches von Maschinellem trennt. Nicht umsonst hat Mephisto in Goethes Faust Furcht vor dem Nichts, während Faust ihm kühn antwortet: «In deinem Nichts, hoff’ ich das All zu finden». Die Schwelle des Nichts ist somit die Schwelle zur Sphäre des Geistigen.
Die vielschichtigen Beiträge dieser Ausgabe gehen mehrheitlich auf die Pfingsttagung der Sektion für Schöne Wissenschaften und Bildende Künste im Jahr 2022 zurück, die der Frage nach der «Schöpfung aus dem Nichts» gewidmet war.
Michaeli 2022
Was haben Filme wie Star Wars, Matrix, Interstellar oder I Robot mit dem Thema Transhumanismus gemein? Eine Frage, der Sebastian Lorenz in seinem Beitrag nachgeht und verblüffende Parallelen entdeckt. «Sie begeistern und reißen uns mit, aber sie korrumpieren uns auch, sie sind Steine für unsere nach Brot lechzende, seelisch-leibliche Natur.»
Befasst man sich mit den Zielen und der Denkweise der Transhumanisten, wird es in Zukunft nur noch einen Maschinengeist und ein Maschinenhandeln geben. Der Mensch an sich ist zu «unvollkommen und fehlerhaft», als dass er weiter bestehen könne. In jener zukünftigen Welt hat der Mensch ausgedient.
Die Entwicklungen aufzuhalten, indem wir uns vom modernen, technisierten Leben zurückziehen, wäre, so Rudolf Steiner, das «Allerfalscheste.» «Das würde», so heißt es im Vortrag vom 28. Dezember 1914, «in gewissem Sinne eine spirituelle Feigheit bedeuten». Wie aber können wir den Anforderungen des modernen Lebens begegnen, ohne uns dabei in die transhumanistisch geprägten Denkbilder zu verlieren und schleichend unsere Verantwortung für ein selbst gestaltetes Leben abzugeben? In der Sektion für Schöne Wissenschaften in Zusammenarbeit mit der Naturwissenschaftlichen Sektion wird seit 2018 intensiv mit diesen Fragen auf Tagungen und fortlaufenden Kolloquien gearbeitet. Ergebnisse hieraus sind in dieser STIL-Ausgabe zu lesen.
Johanni 2022
Im Mai 1922 gab Rudolf Steiner der Malerin Henni Geck auf ihre Anfrage hin neun Schulungsskizzen für Maler, mit denen sie ihren Malunterricht gestalten sollte. Die neun ersten Skizzen mit dem Thema «Naturstimmungen», von Rudolf Steiner in wenigen Minuten mit Pastell auf Packpapier hingeworfen, zeigen zentrale Motive aus der Natur: «Sonnenaufgang» und «Sonnenuntergang» in zweifacher Ausführung, einige Motive zu «Mondaufgang», «scheinender Mond» und «Monduntergang», «Sommerbäume» und «fruchtende Bäume». Betrachtet man die Skizzen, so kann man für ein Geschehen wach werden, was sich erst in einem vertieften Anschauen der Natur offenbart – und hier ist die Kunst die sprechende Anregerin und Vermittlerin. Die vorliegende Ausgabe des STIL enthält als einen roten Faden, durch die Kunst anders sehen zu lernen – dies eröffnet uns die heute notwendigen neuen Ausblicke auf die Natur und die Zukunft des Menschen.
Die Ausgabe ist mit einem Teil der Werke illustriert, die im Sommer 2022 in der Ausstellung «Sonne, Mond und Bäume – Naturstimmungen – 100 Jahre Schulungsskizzen für Maler» am Goetheanum gezeigt wurden, von Künstlerinnen und Künstlern aus Europa und Übersee.
Ostern 2022
Wie aktuell und lebensentscheidend das Verhältnis des Menschen zu seinen Sinnen ist, wird in den Aufsätzen dieser Ausgabe evident. Es wird sichtbar, wie fundamental wichtig die Betätigung der Sinne in der Welt für eine gelingende Ich-Erfahrung ist. Durch Technisierung und Digitalisierung der Lebenswelt ist das Thema der Sinneserfahrung heute, in einer Zeit, in der die Begegnung mit der Welt durch die menschlichen Sinne stark zurückgegangen ist, noch existenzieller als zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ob wir dazu in der Lage sein werden, eine Maschine von einem Menschen unterscheiden zu können und ob wir das Eindringen der Technik in alle Lebensbereiche angemessen beurteilen und gestalten können, wird in Zukunft von der Ausbildung unserer Sinne abhängen. Dabei spielt die Kunst und vor allem die künstlerische Betätigung jedes Menschen eine zentrale Rolle.
Jeff Beer, der als Musiker, Komponist, Maler, Graphiker, Fotograf, Bildhauer und Autor mehrfachbegabte zeitgenössische Künstler, spricht im Interview von einem ‹Vokabular des Hierseins›: «Es ist dieses komplexe Vokabular von etwas, in dem man erlebend drinnen steht, als ein immer neues, fragendes Erleben desjenigen, was da draußen ist, und andererseits als das, was sich in uns […] ausprägt.»
Weihnachten 2021
Der Mensch als «Bürger zweier Welten» trägt in sich die Möglichkeit, die sinnliche Welt für die übersinnliche durchsichtig zu machen. Goethe sagt in seinen Gesprächen mit Eckermann: «Ich habe die feste Überzeugung, dass unser Geist ein Wesen ist ganz unzerstörbarer Natur; es ist ein fortwirkendes von Ewigkeit zu Ewigkeit.» Der Blick auf das vorerst noch Unsichtbare erweitert das Irdisch-Menschliche um das Kosmisch-Menschliche.
Die Beiträge dieser Ausgabe thematisieren auf unterschiedliche Weise diese Zusammenhänge – sei es in der Architektur, Philosophie, Literatur oder Kunst. Teilweise gehen die Beiträge auf die Pfingsttagung 2021 zurück mit dem Thema «Das Mysterium des Menschen. Zu Rudolf Steiners Werk Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums.»
Eindrücklich illustriert ist die Ausgabe mit Alexej Jawlenskys ‹Köpfen und Gesichtern›, in denen er in unablässig ritueller Wiederholung versucht, die Materie durchlässig für das Geistige zu machen. Aus seinem Briefwechsel mit Willibrord Verkade: «Ich verstand, dass der Künstler mit seiner Kunst durch Formen und Farben sagen muss, was in ihm Göttliches ist.»
Michaeli 2021
Architektur, Bildhauerei, Farblicht-Therapie/Glasfensterkunst, Kleinodienkunst oder Malerei – die unterschiedlichen Kunstgattungen, vertreten durch Beiträge ausübender Künstler zum Thema «Die Bedeutung der Kunst für Gesundheit, inneres Leben und die Gesellschaft», schufen einen reichen, überaus anregenden Kosmos zur Himmelfahrtstagung der Sektion für Bildende Künste und bilden den Schwerpunkt dieser Ausgabe. Wie wirkt Kunst?
Wann kann in der Architektur von einer beseelten Gestaltung gesprochen werden, wie wirken ihre Formen auf den Menschen? Fragen, denen der Architekt Pieter van der Ree nachgeht. Der Bildhauer Rik ten Cate widmet sich der Macht von Form, Farbe, Räumlichkeit und dem Wechselspiel zwischen Seelen- und Lebenskräften, wohingegen der Glaskünstler Lucien Tarci die therapeutische Wirkung von Metallfarblicht erläutert, um nur einige Aspekte herauszugreifen. Im Interview mit Barbara Groher findet die «Written Art» Beachtung, verschlüsselte Formen, in denen Poesie und Schriftbild ihre charakteristische Wirkung ausstrahlen.
Johanni 2021
Johann Wolfgang von Goethe gelingt es, in seinem Faust die Kernfragen des Menschseins der Moderne dramatisch so zu fassen, dass sie zum Spiegel und Erkenntnismittel für den heutigen Menschen werden. Diese Ausgabe widmet sich u. a. der Physiognomie des Bösen, aber auch dem Doppelwesen des Menschen als Grundmotiv in Goethes Faust. Der griechische Dichter Thanassis Lambrou untersucht die reiche Fülle der Bezüge zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. «Faust gibt den Weg des Wissens durch seinen Pakt mit Mephistopheles auf und wendet sich der Tat, der unbegrenzten Betätigung zu, die ihn schließlich nicht zur Erleuchtung, sondern zur Erblindung führt. Steht der heutige Mensch vor der faustischen Erblindung oder ist er bereits blind?»
Die eindrücklichen Illustrationen dieses Faust-Heftes stammen von der niederländischen Malerin Frederiek Nelissen. Die Künstlerin spricht in einem Interview über ihren Bilderzyklus zu Faust darüber, wie die Szenen zu malerischen Imaginationen werden und welche Szenen ihr dabei besonders naheliegen.
Ostern 2021
Ein Heft, das auf große Resonanz stößt, ist die Ausgabe zu Rilke mit vielfältigsten Blickwinkeln auf sein Leben und Werk. So widmet Peter Selg seinen Beitrag Rilkes Lebensweg und Krankheitsschicksal. Krankheit, Sterben und Tod waren zentrale Leitmotive in Rilkes literarischem Werk. Doch er ist auch ein großmütiger Mentor, wie der Briefwechsel mit dem jungen Franz Xaver Kappus «Briefe an einen jungen Dichter» zeigt, in dem Rilke dem jungen Mann die Worte mitgibt: «Niemand kann Ihnen raten und helfen, niemand. Es gibt nur ein einziges Mittel. Gehen Sie in sich. Erforschen Sie den Grund, der Sie schreiben heißt.» Dazu mehr im Beitrag Erich Unglaubs, Präsident der internationalen Rilke-Gesellschaft.
Der belgische Literaturwissenschaftler Wilbert Lambrechts hingegen richtet seinen Blick auf Rilkes übersinnliche Erfahrungen mit Verstorbenen, insbesondere widmet er sich den beiden Requiem-Gedichten für den jung verstorbenen Wolf Graf von Kalckreuth und die Freundin Paula Modersohn-Becker. Eine signifikante Bedeutung weist er Rilkes Sphinx-Erlebnis sechs Jahre später zu und formuliert einen ungewöhnlichen Inkarnationsgedanken.
Weihnachten 2020
Die Ausgabe widmet sich der Tatsache, dass vor 100 Jahren das Goetheanum eröffnet wurde, und richtet die Aufmerksamkeit auf den geistigen Impuls, der zum Bau geführt hat und dessen zentraler Auftrag in einer neuen Gestaltung von Wissenschaft, Kunst und Religion liegt. Doch welche Reaktionen löst das Goetheanum in der Öffentlichkeit aus? Roland Halfen, Herausgeber des künstlerischen Werkes Rudolf Steiners, geht dieser Frage im Beitrag zur Geschichte der Rezeption seiner Architektur nach.
Ein weiterer Akzent liegt zum 97. Geburtstag der Künstlerin Elisabeth Wagner auf ihrem malerischen und dichterischen Lebenswerk. Neben zahlreichen Abbildungen und vertiefenden Beiträgen gibt die Künstlerin selbst Auskunft über ihren Weg, der sie nach Dornach und zur Zusammenarbeit mit ihrem Lehrer und späteren Ehemann Gerard Wagner führte.
Michaeli 2020
Mit dieser Ausgabe begann für den STIL gestalterisch, inhaltlich und mit einer neu zusammengesetzten Redaktion eine neue Ära. Dies in einer Zeit, die im Zeichen des Corona Virus stand und wo Kunst und Kultur zur Nebensache und als nicht systemrelevant erklärt wurden. «Wir sind der Überzeugung, dass eine Lösung der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme ohne einen pointierten Beitrag der Künste erfolglos bleiben wird», sagt Christiane Haid, Leiterin der Sektion für Bildende Künste am Goetheanum. Die Sektion startete einen Ausstellungsaufruf, der eine Welle schöpferischen Tuns anregte. Die Idee für die Ausstellung «Aufbruch ins Ungewisse» wurde geboren. Was der Beitrag der Kunst sein könnte, möchte diese Ausgabe des STIL vermitteln.
Die Neuausrichtung des STIL gewährt Einblick in die aktuelle Arbeit und Forschung der Sektionen für Bildende Künste und Schöne Wissenschaften und behält gleichzeitig den weiten thematischen Horizont und die exzellenten Fachbeiträge bei. Jede Ausgabe zeichnet sich durch einen charakteristischen Schwerpunkt aus.