Christiane Haid (Leitung Sektion für Bildende Künste / Sektion für Schöne Wissenschaften) und Barbara Schnetzler (Ausstellungsverantwortliche am Goetheanum) haben Claudy Jongstra auf ihrem Künstlerhof in den Niederlanden besucht und ein Interview mit nach Hause gebracht.
Christiane Haid: Sie verwenden in Ihren Kunstwerken reine ursprüngliche Materialien? Wie kam es dazu?
Claudy Jongstra: In den Niederlanden gab es in den 1990er-Jahren wenig Gespür für Textilien und das traditionelle Handwerk, sodass ich nach Großbritannien ging. Ich habe zunächst Modedesign studiert und einige Zeit in diesem Metier gearbeitet, bis ich es zunehmend sinnlos fand und mich für ursprüngliche Materialien wie Wolle zu interessieren begann.
Haid: Wie sind Sie als Künstlerin dazu gekommen, Schafe zu züchten?
Jongstra: Als ich anfing, mit Wolle zu arbeiten, kam es mir seltsam vor, Wolle von einem anonymen Lieferanten zu kaufen. Irgendetwas stimmte da nicht. So habe ich recht rasch Wolle von heimischen Schafen bezogen. Das stellt unmittelbar die Beziehung zu dem Ort her, an dem man lebt und an dem man verwurzelt ist. Bald begann ich, selbst Schafe zu halten – die Drenthe-Heideschafe. Jetzt ist es eine Herde mit 250 Schafen, und ein Schäfer betreibt mit ihnen eine natürliche Landschaftspflege. Es ist dadurch eine Art Naturreservat entstanden – ein wunderbar harmonisches Biotop. Die Wolle von diesen Schafen hat natürlich eine besondere Qualität, die wiederum auf die Verarbeitung und dann auf das Kunstwerk wirkt. Aber das ist nicht alles. Ich hatte von Anfang an die Vision, auf eine ethische Weise zu arbeiten und keine Materialien von irgendwoher zu kaufen.
Barbara Schnetzler: Was hat es mit der Substanz der Wolle auf sich? Was inspiriert Sie an dieser Substanz?
Jongstra: Es ist die Genialität der Wolle, ihr ganzes Spektrum. Sie hält warm im Winter, körperlich und auch seelisch, und kühl im Sommer. Sie hat die Fähigkeit, sehr flexibel zu sein. Wenn man einen Wollpullover aus dem Koffer nimmt, ist er sofort wieder in Form. Die Fasern richten sich immer wieder auf, die Wolle ist antibakteriell, selbstreinigend. Das sind Dinge, die mich inspirieren.
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Interview deutsch
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Flyer zur Ausstellung deutsch
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